Verfasst von: ruediger maresch | 16. Mai 2010

It´s our city. Dig it.

In Wien ist es noch ein mittlerer Skandal, in New York oder Berlin ist es längst üblich: ganz normale Leute pflanzen im öffentlichen Raum, was ihnen gefällt. Diese feine Idee, unter den Namen „Guerilla Gardening“ oder „City Farming“ teils schon bekannt, möchte ich hier kurz vorstellen. Weil sie so gut ist!

Guerilla Gardening ist eine schöne Sache. Der Grundgedanke ist, dass BürgerInnen die Initiative ergreifen und Flächen im öffentlichen Raum selbst gestalten. Sie bringen Grün in die Stadt, indem sie ihre nächste Umgebung bepflanzen und auf tristen Erdwüsten säen. Die praktischen Aktivitäten reichen vom einfachem Streuen von Blumensamen bis zur Verwendung von sogenannten Samenbomben – das ist nichts Militärisches, sondern nur eine einfache Mischung aus Blumen oder Gemüsesamen mit Lehm vermischt. Die Anleitung dazu ist im Internet ganz leicht zu finden, zum Beispiel hier oder hier.

Rosen an Betonmauern, Margeriten auf lauten Verkehrsinseln, Sonnenblumen auf Baumscheiben – jedes vernachlässigte Stück Erde kann eine kleine grüne Oase werden.

Wie gesagt, in New York gibt es das Guerilla Garteln schon länger, seit den 70ern schon. Zusätzlich werden dort auch Teilbereiche des öffentlichen Raums ganz offiziell den BürgerInnen überlassen: Selbstinitiativ werden etwa 600 Gemeinschaftsgärten, die von der Stadt mit Saatgut, Workshops und Werkzeug unterstützt werden, bepflanzt. Die Flächen gehören New York, betreut und bewirtschaftet werden sie von Bürgergemeinschaften, die von ihren Mitgliedern Nutzungsgebühren (max. 30 Dollar im Jahr) einheben. So werden selbstinitiativ Hinterhöfe, ehemaligen Parkplätzen und Schulen begrünt. Sie dienen als Treffpunkte für Alt und Jung und Menschen mit den unterschiedlichsten sozialen Hintergründen. Das Budget der Stadt für das Projekt: Eine Million Dollar. Hier die Details.

Weniger Schaugärten, mehr Eigenregie!

In Wien werden die Grünflächen vom Wiener Stadtgartenamt „herrschaftlich“ verwaltet. Viele Flächen werden aufwendig gepflegt und dienen dann ausschließlich als „Schaugrün“, beispielweise die Tulpenstreifen auf der „Zweier-Linie“. Schön anzusehen, aber wenn die Stadt den Bürgerinnen die Flächen zur Verfügung stellen würde, würden viele gerne selbst Hand anlegen.

Was gut daran ist

• belebt die Umwelt

• fördert das Miteinander in der Nachbarschaft

• macht die Grätzel attraktiver und lebenswerter

• thematisiert, wie der öffentliche Raum genutzt wird

• macht einfach viel Spaß

Neben dem Schaugrün sind in Wien vor allem auch Brachflächen und Baulücken optimale Orte für Guerilla-Gardening. Auch heruntergekommenen Parks, wie zum Beispiel der Matejka-Felden Park im Alsergrund, sind hervorragend dafür geeignet. Das Anlegen von Gemüsegärten und Blumenbeeten auf derartigen Flächen liegt meist im Graubereich von „gerade noch“ bzw. „gerade nicht mehr“ legal. Ungeachtet dessen, greifen verschiedene Initiativen zum Gartenwerkzeug. Wir Grüne sind da auch selber aktiv, garteln gerne gemeinsam mit anderen und unterstützen die Initiativen organisatorisch und finanziell. Die Alsergrunder Grünen haben auf dem ÖBB Grund im Matejka Felden Park ein Paradeisgartl geschaffen. Die grünen in zahlreichen anderen Wiener Bezirken folgen dem Beispiel. In den Bezirken 15. und 18. hat es auch Guerillagardening Aktion gegeben… Hier ein kleines Video von so einer Aktion:

Und Grün auf die Dächer!

In Wien muss insgesamt viel mehr Grünraum geschaffen werden. Öffentliche Grätzelgärten müssen in fußläufiger Entfernung für alle WienerInnen geschaffen werden. Dachbegrünung braucht einen bedeutenderen Stellenwert und muss endlich ernst genommen werden – das Kontrollamt hat diesbezüglich erst kürzlich der Stadt Wien ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt.


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